"Wer baut, der bleibt"

Thomas Brückner, Gießener Allgmeine 04. August 2020

Ein "gutes Milliönchen", so Sportschulchef Thomas Schmitt, hat der Hessische Fußballverband in die Modernisierung des Stadions investiert. Was auch nötig war: 1953/54 mit dem Bau des Schulungszentrums in Grünberg errichtet, sah man dem Senior unter den heute vier Plätzen sein Alter an. Jetzt aber präsentiert er sich als "Premium-Sportstätte".

Das war anders geplant: Zur Eröffnung des modernisierten Stadions der Sportschule Grünberg sollte ein hochkarätiges Frauenfußball-Turnier gespielt werden. Unter den Augen von DFB-Präsident Fritz Keller und Bundestrainerin Marina Voss-Tecklenburg. Corona aber erzwang die Verlegung der Feier - jetzt soll sie am 13. Juni nächsten Jahres steigen. Der Freude der Verantwortlichen beim Hessischen Fußballverband (HFV) über das gelungene Werk tut das allerdings keinen Abbruch. Zu besichtigen war dies am gestrigen frühen Abend, als Hessens Minister des Inneren und für den Sport, Peter Beuth, den noch jungfräulichen Rasen testete. Was die Freude von HFV-Präsident Stefan G. Reuß und dessen Schatzmeister Ralf Viktora gesteigert haben dürfte: Der Minister hatte einen Landeszuschuss über 400 000 Euro im Gepäck. Den Bescheid überreichte er, begründet durch die Fördermodalitäten, zunächst an Bürgermeister Frank Ide. Der diesen, wenn auch zögerlich ("wir könnten das Geld auch gebrauchen") an Schatzmeister Viktora weiterreichte. "Platz 1" oder das "Stadion", wie es an der Sportschule heißt, ist trotz seines Alters nochmals gewachsen. Und wie: von 9700 auf 13 100 Quadratmeter. Entstanden ist eine variabel nutzbare Fläche, auf der gleich zwei Fußballfelder mit regelkonformen Abmessungen markiert werden können. An die Stelle der alten 400-Meter-Aschenbahn ist eine 120-Meter-Sprintstrecke mit Tartanbelag für Leistungsdiagnostik getreten. Nicht vergessen sei die neue Tribüne mit 400 Plätzen. "Dies ist eine Investition in die Zukunft - der Sportschule wie auch des HFV", konstatierte Beuth. Er würdigte die Anstrengungen des Verbandes, der immerhin 600 000 Euro aufwende. Dank des "deutlich höherwertigeren Trainingsareals" sah der CDU-Politiker die Chancen gestiegen, dass wieder vermehrt Bundesligateams am Grünberger Tannenköppel Quartier nehmen. Durchaus vorstellbar sei es, dass sich bei der Fußball-EM 2024 in Deutschland eine Nationalmannschaft oder Schiris in Grünberg auf die Endrunde vorbereiten. Als zentrales Trainings- und Ausbildungszentrum des HFV diene die Sportstätte freilich zuvörderst dem Amateurfußball. In diesen Zeiten von Corona sei Sport sicher nicht das Wichtigste, fuhr Beuth fort, doch gerade als Breitensport eben ein Teil der Gesellschaft und von hoher sozialer Bedeutung. Die Landesförderung in Höhe von insgesamt 60 Millionen Euro sei denn auch gerechtfertigt. Allein knapp 20 Millionen Euro davon flössen in Bau und Sanierung von Sportstätten. Die Hoffnung des Vorredners auf "höherwertige Teams" teilte natürlich auch Bürgermeister Ide. Der erinnerte an die WM 1974, als er am Tannenköppel ein Autogramm von Franz Beckenbauer ergatterte. Aber auch an die WM 2006 oder andere große Sportereignisse, wo Grünberg stets links liegen gelassen wurde: "Immer hat ein Schnaps gefehlt." Das könnte jetzt anders werden, griff HFV-Präsident Reuß das Thema auf. Biete doch die neue Anlage ganz andere Trainingsmöglichkeiten. Auch die Sportschule stehe nun mal im Wettbewerb, müsse sich mit "attraktiven Platzkapazitäten" für Proficlubs interessanter machen. Im Übrigen machte er auf den Hinweis aus der Runde eines deutlich: "Wir werden hier auch weiter investieren. Dass wir in der DFB-Akademie unterschlüpfen, ist bei uns keine Diskussion. Wie heißt es doch: Wer baut, der bleibt."